Bei einem malaysischen Zulieferbetrieb von Shimano soll es zu massiver Ausbeutung von Arbeitnehmenden aus Nepal gekommen sein. Recherchen einer britischen Zeitung zeugen von moderner Sklaverei.
Die Vorwürfe betreffen nicht das Shimano-Werk in Malaysia selbst, sondern einen Zulieferbetrieb.
Der weltweit grösste Hersteller von Veloteilen und Schaltkomponenten, Shimano, sieht sich mit happigen Vorwürfen konfrontiert. Die Anschuldigungen betreffen das japanische Unternehmen zwar nicht direkt. Dennoch werfen sie ein schiefes Licht auf die massiv globalisierte Fahrradindustrie.
Missbrauch bei Zulieferbetrieb
Wie «The Telegraph» schreibt, sollen Wanderarbeiter in einem malaysischen Zulieferbetrieb von Shimano systematisch ausgebeutet worden sein. Mehrere Personen berichteten gegenüber der Zeitung von physischem Missbrauch, Drohungen, unrechtmässigen Gehaltsabzügen für die Nutzung der Firmenkantine sowie unbezahlten Suspendierungen bei Kwang Li Industry.
Die Arbeiter – allesamt in Nepal angeheuerte Männer – waren von einer nepalesischen Vermittlungsagentur angeworben worden. Ihnen wurde ein Mindestlohn von 1500 malaysischen Ringgit (rund 280 Schweizer Franken) pro Monat und ein Zweijahresvertrag versprochen.
Die britische Zeitung schreibt weiter, dass die Arbeiter zusätzliche Vermittlungsgebühren zu entrichten hatten. Diese beliefen sich auf 300'000 nepalesische Rupien, rund 1970 Franken, um medizinische Untersuchungen, Flugtickets, Servicegebühren und weitere Kosten zu übernehmen.
Kredite für Vermittlungsgebühren
Um die horrende Vermittlungsgebühr zu bezahlen, nahmen die Männer Kredite auf. Erschwerend für die Wanderarbeiter kommt hinzu, dass nach dem Coronaboom bei vielen Firmen der Fahrradbranche aktuell die Nachfrage stockt. So auch bei Kwang Li Industry. Um Kosten zu sparen, habe der Zulieferbetrieb darum 82 Arbeiter dazu «gezwungen», den Betrieb wieder zu verlassen. Diese Männer stehen nun ohne Job, dafür aber mit einem immens hohen Schuldenberg da.
«Moderne Sklaverei»
Mit dem Fall konfrontiert, sagt ein britischer Arbeitsrechtsspezialist gegenüber «The Telegraph»: «Die Erfahrungen der Arbeiter erfüllen mehrere Indikatoren für Zwangsarbeit und kommen moderner Sklaverei gleich».
Shimano sieht sich durch die Telegraph-Enthüllungen einem potentiellen Imageschaden gegenüber. Denn von grossen Konzernen wird im Rahmen der sozialen Verantwortung (auch als «Corporate Social Responsibility» bekannt) erwartet, dass sie einen kritischen Blick auf die Arbeitsbedingungen bei Produktionspartnern und Zulieferen werfen und wenn nötig Verbesserungen erzwingen.
«The Telegraph» konfrontierte den japanischen Velogigant mit den Vorwürfen. Einem Sprecher zufolge widersprechen die beschrieben Zustände beim Zulieferbetrieb den Anforderungen von Shimano. Als Reaktion auf die Enthüllungen habe man eine Untersuchung bei Kwang Li eingeleitet und arbeite daran, die Arbeiter «so schnell wie möglich» zu entschädigen.
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